Story Time – Grand California eine Geschichte in (bis jetzt) 2 Akten

Wir sind schon immer gerne in der Welt rumgereist, 2021 habe ich von Silvie ein tolles Geburtstagsgeschenk bekommen. Da durch Corona keine Reisen möglich waren bzw. alle Hotels geschlossen waren, durften wir einen Roadtrip mit einem Van machen. Es war ein Sunlight auf Fiat Ducato Basis. Wir waren beide total begeistert von der Möglichkeit einfach so zu fahren und dort anzuhalten, wo es einem gefällt. Nach unserer Rückkehr sind keine 2 Wochen vergangen und wir haben uns dazu entschlossen: sowas wollen wir immer. Total ahnungslos haben wir uns also auf die Suche nach einem Kastenwagen gemacht. So richtig hat uns nichts gefallen, optisch wirkte alles immer sehr altbacken und angestaubt. Darüberhinaus war der Ducato wirklich ungemütlich, wir konnten uns nicht vorstellen damit einen mehrwöchigen Urlaub zu machen.

Durch Zufall sind wir an einem Volkswagen Händler vorbei gefahren, der einen Grand California auf dem Hof stehen hatte. Der erste Eindruck von außen war super und als wir den Innenraum gesehen haben war es klar, der ist es. Optisch hat uns das Fahrzeug sofort überzeugt und nach einer Probefahrt waren wir uns sicher. Direkt nach der Probefahrt haben wir unseren Grand California konfiguriert und bestellt. Nun mussten wir vor allem eins, warten. Vier Monate später war es soweit, wir durften Cali 1.0 abholen.

Begeistert sind wir in den ersten Urlaub gestartet, letztes Jahr noch Modellregion (Corona und so), ging es an die Ostsee. Wir waren total begeistert und haben uns bestätigt gefühlt, das richtige Fahrzeug ausgesucht zu haben.

Auf dem Weg nach Hause haben wir einen halt zum Mittagessen gemacht. Da ich gerne mit unserer Drohne fliege, wollte ich noch ein paar Bilder machen. Ein schönes Topdown Bild, ich dachte das wäre doch toll sowas von unserem Cali zu haben.

Aber irgendwas sah doch da komisch aus?! Irgendwie als ob da eine Delle im Dach ist oder? Eine Aufnahme von der Seite bestätigte das Ganze…

Dort fing das Drama an… Natürlich haben wir uns direkt bei Volkswagen gemeldet und das Problem geschildert. Der Wagen sollte zur Begutachtung in die Werkstatt.

Es wurde eine 1,5 Zentimeter Delle im GFK Dach, fast über die komplette Breite festgestellt. Fremdeinwirkung konnte sofort ausgeschlossen werden, es musste etwas bei der Verarbeitung falsch gelaufen sein. Immerhin diesen Fakt hat Volkswagen sofort akzeptiert und auch selbst eingeräumt.

Nun stellte sich natürlich die Frage, was kann man nun dagegen machen? Ein neues Dach? Eine Reparatur vom Dach? Wir waren uns einig, dass wir einer Reparatur auf gar keinen Fall zustimmen wollten. Dies hätte bedeutet, dass ein Neuwagen komplett auseinander gebaut werden muss, ein absolutes no go. Wir waren der Meinung, wir können mit der Delle leben, wenn VW uns einen Rabatt auf den Kaufpreis einräumt. Soweit sollte es aber zunächst gar nicht kommen. Volkswagen hat uns einen Brief geschickt, der uns einfach sprachlos machte…

Damit der Sachverhalt abschließend geklärt wird, haben wir uns gern mit der Tölke & Fischer GmbH & Co. KG und unserer technischen Fachabteilung in Verbindung gesetzt. Von dort haben wir erfahren, dass das betreffende Fahrzeug nach eingehender Prüfung aus technischer Sicht völlig in Ordnung ist und die Beanstandung am Aufstelldach dem Stand der Technik für vergleichbare Fahrzeuge des Typs entspricht.
Darum werden wir in diesem Zusammenhang auch keine technische Veränderung an Ihrem Fahrzeug vornehmen. Wir bitten um Verständnis und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.

Wait, bitte was?! Auf gut deutsch: wir sollen damit leben. Das Kapitel war für Volkswagen an dieser Stelle erledigt. Wie arrogant kann ein Konzern eigentlich sein? Wer gedacht hat, dass sich bei Volkswagen etwas nach dem Abgasskandal geändert hat = Fehlanzeige! Eigene Fehler eingestehen scheint dort nicht auf der Tagesordnung zu stehen.

Diesen Umstand haben wir nicht akzeptiert und auch das Autohaus konnte sich der Meinung von Volkswagen nicht anschließen. Nach ein paar Emails und der Androhung einer Klage hat man uns schließlich seitens Volkswagen doch ein Angebot gemacht. Wer an dieser Stelle jetzt denkt, Ende gut, alles gut… von wegen. Man hat uns eine Minderung des Kaufpreises in Aussicht gestellt. Bevor man aber eine Summe nennen wollte, wurde uns mitgeteilt, wenn wir eine Minderung annehmen, haben wir keinerlei Garantieanspruch mehr auf das gesamte Dach inklusive der Fenster und der Markise. Und ein weiteres Mal, dachten wir: bitte was?! Auch das haben wir natürlich nicht angenommen, wobei wir durchaus bereit gewesen wären, wenn die Sache mit der Garantie nicht gewesen wäre.

Nach Rücksprache mit unserem Anwalt haben wir ein interessantes Detail erfahren. Wir hatten genau zwei Möglichkeiten, wir treten vom Kaufvertrag zurück oder wir bestehen auf die Ersatzlieferung eines Fahrzeugs ohne Mängel. Warum ist dieser Unterschied nun so interessant? Bei einem Rücktritt, auch bekannt als Wandlung, kann der Hersteller eine Nutzungsgebühr verlangen. Bei einer Ersatzlieferung ist das nicht der Fall!

Mit diesem Wissen sind wir mit einer Forderung an Volkswagen getreten und haben auf die Ersatzlieferung eines Grand Californias ohne Mängel bestanden. Darauf wollte sich VW natürlich nicht einlassen, bot uns aber erstaunlich schnell die Wandlung des Fahrzeugs an. Wahrscheinlich wohlwissend, dass sie im Fall einer gerichtlichen Auseinandersetzung definitiv keine Erfolgschancen gehabt hätten. Gott sei Dank sind wir hier standhaft geblieben und haben auf eben diese Ersatzlieferung bestanden.

Schlussendlich bot man uns eine Wandlung ohne Nutzungsentschädigung an. Klingt erstmal gut oder? Wir konnten den Wagen zurückgeben und sollten den kompletten Kaufpreis zurück bekommen. Uns hat trotz dieses Ärgers der Grand California natürlich weiterhin gefallen und wir wollten direkt die Chance nutzen und einen neuen bestellen, nur mit einer etwas anderen Ausstattung. Das war ja problemlos möglich, da wir den alten zurück geben konnten. Aber leider hat Volkswagen in der Zwischenzeit die Preise kräftig angehoben, um satte fünf Prozent. Trotz eines super Angebotes des Autohauses war der Preis immer noch deutlich höher und wir waren wieder beim Punkt Ersatzlieferung, denn diese wäre für uns komplett ohne zusätzliche Kosten gewesen. Glücklicherweise hat Volkswagen sich hier noch einen letzten Ruck gegeben und wir haben einen Sonderrabatt in Höhe der fünf Prozent erhalten.

Die Bestellung für Cali 2.0 haben wir im September 2021 aufgegeben und die Auslieferung konnte im Februar 2022 erfolgen. Das Beste daran, bis dahin durften wir den alten Cali weiter fahren 👍

Eigentlich dachten wir das Kapitel könnte damit nun geschlossen werden, aber auch Cali 2.0 hat diverse Fehler und kämpft unter anderem mit einer Heizung, die sich immer selber ausschaltet. Wir werden sehen wie es hier weiter geht…

2 comments

  1. Anonym sagt:

    Wir erleben das auch gerade. Und ich kann vorwegnehmen nach den Kauf des Grand Californias werden wir nie wieder ein VW kaufen.

    Schon kurz nachdem wir ihn gekauft haben, auf der Heimreise, hatte er den ersten Fehler gezeigt. Dieser ging jedoch wieder weg trotzdem ab damit zum lokalen VW Händler und sagten “Wir wollen eine Europatour machen also guckt mal bitte was da los ist, damit wir dann nicht liegen bleiben.”
    Die netten Leute haben als Lösung ein Additiv ins Öl oder Benzin (bin mir nicht mehr sicher) getan und meinten “Ja das jetzt einmal einfahren dann sollte es gehen” -ziemlich komische Lösung wenn man eine EUROPAREISE antreten will und das Auto sich erst auf dieser Reise selbst reparieren soll… Trotzdem ist mein Bruder los in Richtung Spanien.
    In Köln war die Reise aber dann schon zuende: Motor wollte nicht mehr.
    In einer sehr freundlichen Werkstatt, muss man zugeben, wurde dann gesagt, Ölleitung und Turobolader müssen getauscht werden. Toll…

    Nun 3 Monate später folgte der zweite Anlauf. Wieder nicht aus Deutschland geschafft, denn er zeigt wieder einen Fehler an.

    Dazu kamen noch zig andere Fehler die wir aber selbst behoben haben:

    Wasser befüllt – es kam aus Ablauf Waschbecken, Zuleitung Wasserhahn, Wasserverteilerbox raus. Dazu lief die Wasserpumpe ununterbrochen und ich musste ein Schalter zwischen bauen um sie zu stoppen.

    Die ab Werk verbaute AGM Batterie verliert im Winter gut 50% der Nutzbaren kapazität an einem Tag. Das heißt eine Übernachtung ist gerade so möglich. Aber danach muss die Batterie sofort geladen werden. Also Lithium Batterie mit BMS nachgerüstet.

    Dazu kamen noch zwei Rückrufaktionen: Das 3. Bremslicht und einmal die ausfahrbare Stufe.

    Das alles in nicht mal einem halben Jahr!
    Wir sind alle nur noch genervt und werden nun das Auto, zur Not mit Anwalt, dem Händler zurückgeben.

    Ich kann jedem nur mit aller Überzeugung abraten sich ein solches Fahrzeug von VW zu kaufen. Für 60000€ ist das wirklich eine bodenlose Frechheit.
    Dazu kommt das wir persönlich mit unserer lokalen VW Werkstatt bisher 4 solcher Stories erlebt haben. Sowas ist eigentlich schon ein Fall für den Verbraucherschutz.

    • Avatar-Foto Maddin sagt:

      Hey,

      das hört sich natürlich nicht so toll an. Aber zu 99% bist du an ein mieses Autohaus geraten. Gerade im Bezug auf die Wassersachen ist sehr wahrscheinlich ein Frostschaden gewesen.

      Handelt es sich um ein neues oder gebrauchtes Fahrzeug?

      Lieben Gruß

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