Polarkeis im Winter?

Ursprünglich wollten wir diesen Januar mit dem Flieger nach Teneriffa, aber die zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt Corona Variante Omikron hat uns davon abgehalten. Also hatten wir die juxe Idee, anstatt ins Warme, ins richtig Kalte zu fahren. Somit war der Entschluss gefasst:

Wir fahren an den Polarkreis!

Es sollte auch gleichzeitig der letzte Trip mit unserem ersten Cali werden. Da wir nicht so auf Planung stehen, sind wir auch diesen Trip wieder sehr spontan angegangen. Einzig die Fähre von Hirthals in Dänemark nach Kirstiansand in Norwegen hatte wir 2 Wochen vorher gebucht.

Die Überfahrt wurde von Color Line durchgeführt. Im Herbst letzten Jahres sind wir mit Fjord Line gefahren, allerdings war der Katamaran in der Werft zur Wartung, daher blieb nur Color Line. Das Ganze hat uns knapp 230 € gekostet, was wir als sehr teuer empfunden haben. Aber wo keine Konkurrenz, da gehen die Preise eben nach oben.

Aber wir wollen an dieser Stelle kein rückblickendes Reisetagebuch machen, die ganzen Erlebnisse der gut 6000 Kilometer langen Tour kann man im Nachhinein gar nicht mehr richtig beschreiben. Was wir als richtig schwierig empfunden haben, waren die Fragen, die uns im Vorfeld niemand so richtig beantworten konnte. Es gibt tausende Blogs & Foren in denen jede Menge zum Winter in Norwegen & Co. steht, aber eben nicht das was uns beschäftigt hat.

Wie sieht es mit der Ver- & Entsorgung im Winter aus?

Wir haben wirklich sehr oft gelesen, dass es alles gar kein Problem sei. Das hat sich schon direkt nach der Ankunft in Norwegen als total falsch herausgestellt. Selbst im Süden des Landes, wo Anfang Januar kein Schnee lag, waren die Versorgungsstation geschlossen! Wir konnten nur unser Grauwasser loswerden, da dies meist einfach über eine Senke funktioniert.

Ver- & Entsorgungsstation bei Hauge

Auch bei den Campingplätzen, gerade in Südnorwegen, stehen die Chancen wirklich schlecht. Die meisten Plätze haben in der Zeit von Oktober bis April geschlossen. Erstaunlicherweise gilt das auch für normale Wohnmobilstellplätze.

Weiter Richtung Norden wurden die Probleme nicht weniger, denn es kam der Schnee dazu. Wir sind entlang der E6 zum Polarkreis gefahren, es gibt auch keine andere Straße. 😀 Auch hier waren die Campingplätze geschlossen. Das schlimmste ist, dass auch viele der normalen Rastplätze nicht geräumt sind. Solltet ihr also an eine Tankstelle oder einen offenen Rastplatz kommen, so nutzt die Chance und füllt den Frischwassertank auf. Aber halt! Erwartet hier bitte nicht den Luxus, den Tank mit dem Schlauch auffüllen zu können. Der Kanister wird der beste Freund und wer schon einmal den Frischwassertank komplett mit einem Faltkanister gefüllt hat, weiß wovon wir sprechen. Wir haben uns bewusst einen Faltkanister gekauft, da der Platz im Van natürlich begrenzt ist.

Wir nutzen diesen Kanister, den wir bei Amazon gekauft haben.

Um an dieser Stelle natürlich ehrlich und transparent zu sein: Wenn ihr auf den Link klickt und den Kanister kauft, bekommen wir von Amazon eine Provision dafür. Das hat keinen Nachteil für euch, sondern gibt uns einen kleinen Vorteil. Also wenn ihr uns unterstützen wollt, könnt ihr gerne den Affiliate Link von uns nutzen.

Die ganze Ver- & Entsorgung hat sich in Norwegen durchweg als schwierig herausgestellt. Findet man eine Station, kann man meist die Grube nutzen, um sein Schwarzwasser los zu werden, auch wenn man die Kassette dann nicht mit Frischwasser spülen kann. Wir haben dafür dann unsere Außendusche genutzt.

Viel besser wird es in Schweden, dort sind fast alle Rastplätze geräumt und man kann dort sein Schwarzwasser entsorgen. Frischwasser ist auch hier schwierig auf Grund von Frost. Hier helfen dann wieder nur Tankstellen oder Campingplätze. Mit Glück findet man beheizte Ver- & Entsorungsstationen an denen man dann auch Frischwasser zapfen kann.

Eine häufige Frage auf Instagram / Facebook war immer, wie wir das ganze mit dem Grauwassertank gemacht haben. Wir haben hier nichts umgebaut o.ä., der Tank bleibt offen. Auf einem Campingplatz stellen wir einen Kanister drunter und wenn wir freistehen lassen wir das Wasser einfach rauslaufen. HALT! Das darf man nicht! Das ist richtig, es gibt aber auch hier ein ABER. Wir nutzen biologisches Spüli, z.B. von der Fa. Bronner, dies ist vollkommen unbedenklich und verschmutzt das Grundwasser nicht.

Wie sieht es mit Camping – / Stellplätzen aus?

Wie oben schon beschrieben, ist das wirklich ein Problem. Sowohl in Süd- als auch in Nordnorwegen. Deutlich besser sieht die Lage in Schweden aus, hier scheint man auf Wintertouristen Wert zu legen und lässt sich das Geschäft nicht entgehen. So sind wir nach knapp 1,5 Wochen das erste Mal auf einen Campingplatz gefahren.

Das Artic Camp in Jokkmokk können wir wirklich empfehlen.

Arctic Camp Jokkmokk
+46 971 123 70
https://goo.gl/maps/QyeeVF7abfRDivbU6

Super nettes Personal und alles was der Camper so braucht. Und das ganze auch im Winter. Noch dazu gab es Nordlichter ❤️

Schweden und Norwegen sind dafür bekannt, dass man “Freistehen“ kann, was in den Sommermonaten prima ist, wird im Winter schwierig. Wir nutzen sehr gerne die App Park4Night, die meisten werden sie kennen und wahrscheinlich selber nutzen. Wir haben also einfach einen Platz gesucht und sind dorthin.

Da war die Überraschung! Wir hatte nicht bedacht, dass die Plätze, welche häufig in Wäldern sind, voller Schnee sind und diese natürlich niemand räumt, immerhin klappt das ja schon bei den normalen Straßen nicht. Somit kann sich die Suche nach einem Schlafplatz wirklich schwierig gestalten und man landet oftmals auf Raststätten an Hauptstraßen. Das sollte jedem bewusst sein, der im Winter in diese Gegend fährt. Ein weiterer Faktor ist das Licht, als Mitteleuropäer ist man es gewohnt, dass die Sonne gegen 16:30 Uhr im Winter untergeht. Oberhalb des Polarkreises sieht das Ganze anders aus. Die Tage im Januar haben das erste Sonnenlicht gegen 10 Uhr morgens gebracht, der Sonnenuntergang war meist gegen 14 Uhr. Das kann die Platzsuche doppelt schwierig machen.

Wie sieht es mit der Diesel / Gas Versorgung aus?

Sowohl in Norwegen, als auch in Schweden ist die Dieselversorgung um einiges besser als z.B. in Deutschland, denn in jedem „Dorf“ gibt es eine Tankstelle. Diese sind meist einfache Tankautomaten, an denen man rund um die Uhr mit Kreditkarte zahlt und dementsprechend tanken kann. 🙏

Was Schweden mit Camping- und Stellplätzen gegenüber Norwegen voraus hat, dreht sich bei der Gasversorgung. Das Problem ist nicht, dass es in Schweden kein Gas gibt, sondern, dass dort keine deutschen Gasflaschen befüllt werden. Die Norweger sind hier deutlich entspannter und füllen jede Flasche auf, zumindest sind wir nirgendwo abgewiesen worden. Als Alternative kann man eine schwedische Gasflasche kaufen und mit einen Adapter anschließen oder man sucht eine der wenigen Stellen, die deutsche Flaschen auffüllen. Es gibt eine ganz tolle Liste.

Die Preise für Diesel liegen Stand Januar 2022 in Norwegen im Schnitt bei 1,60 € und in Schweden bei 2,10€. Der Preis für eine 11KG Gasfüllung liegt in Norwegen bei 24€ und in Schweden bei um die 40€.

Last but not least – die Ausrüstung

Sehr unsicher waren wir beim Thema Ausrüstung. Unser alter Grand California, als auch der Neue, haben 2WD Antrieb. Alleine dazu kann man nun stundenlang debattieren, wir haben uns bewusste für einen 2WD entschieden, eventuell gibt es dazu auch nochmal einen Post 😇.

Dazu haben wir keine Winter-, sondern Allwetterreifen. Frei nach dem Motto YOLO, wird schon gehen. Tja und was soll man sagen, es geht trotz Meter hohem Schnee & Eis auf der Fahrbahn sind wir überall durchgekommen. Okay, okay… Fast 🥲 Ohne Schneeketten geht es in diesen Regionen einfach nicht und diese haben uns auch ein paar mal gerettet. Man kann sich aussuchen, ob man vor Ort Spike Reifen mietet und montieren lässt oder eben Schneeketten aufzieht und damit fährt. Hat man aber eins von beidem und fährt vernünftig, wird man keine Probleme bekommen. Auch ein 4WD ist nach unseren Erfahrungen absolut nicht nötig.

Es gab viele Fragen, ob wir etwas an der Batterie geändert hätten, diese ist ja nun wirklich im GC nicht die Beste. Aber auch hier ist alles Standard. Wir haben fast ausschließlich ohne Landstrom gestanden und hatten keine Probleme mit der Stromversorgung, auch nicht bei Temperaturen von unter -25 Grad. Allerdings ist hier mehr als 1-2 Tage stehen nicht möglich, danach ist die Batterie leer.

Wenn ihr noch weitere Infos wollt, findet ihr uns auf Instagram oder ihr könnt einfach einen Kommentar hinterlassen.

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