Gas- oder Dieselheizung im Grand California

„Ich bin gerade dabei mir ein Wohnmobil zu konfigurieren. Was soll ich nehmen, Gas- oder Dieselheizung?“ Sobald jemand diese Frage in einem Wohnmobil Forum stellt, gehen die Diskussionen los und jeder weiß es besser. Ich habe bis jetzt noch kein größeres Streitthema gefunden, einzig Stromversorgung mit Lithium kann da mithalten.

Durch die Wandlung unseres GCs können wir beide Seiten vertreten. In unserem ersten Grand California hatten wir die Standard Gasheizung. An der Heizung selbst gab es nichts auszusetzen, sicherlich gab es hier die bekannten Probleme mit der VW Software, aber diese lassen wir hier mal außen vor, denn dafür kann Truma nichts und es geht am Thema vorbei.

Bevor wir das Thema aus unserer Sicht beantworten, bitte bedenkt, dass es unsere Meinung ist und unseren Einsatzzweck darstellt. Jeder Mensch hat andere Erwartungen und Anforderungen.

Was ist nun besser? Gas- oder Dieselheizung oder gar eine Kombination mit einer Standheizung im Führerhaus?

Wir haben uns im unserem neuen Grand California für eine Dieselheizung mit elektrischen Heizstäben entschieden und würden das sofort auch wieder so machen. Die Gasheizung hat am Ende natürlich genau das gleiche gemacht, nämlich geheizt, aber der größte Kritikpunkt ist das Wechseln der Gasflaschen. Was in Deutschland einfach nur nervig und lästig ist, kann im Ausland wirklich zu einem Problem werden. Da wir hauptsächlich in Skandinavien unterwegs sind, sieht es mit der Gasversorgung, insbesondere in Schweden, wirklich schlecht aus.

Hier holen wir etwas aus und bringen eine Geschichte aus unserem letzten Urlaub ein. Wir waren im Januar in Jokkmokk, Lappland Schweden. Bei Temperaturen von -30 Grad verbraucht, egal welcher Heizungstyp, eine Menge Treibstoff. Bei diesen Temperaturen hatten wir extra am Freitag morgen, die BEIDEN, wir betonen BEIDE, Gasflaschen gefüllt und hatten somit 22 Kilo Gas an Board. Wir dachten, das wird wohl reichen, denn wir hatten uns auf dem Weg Richtung Süden schon einen Händler rausgesucht, der deutsche Flaschen befüllt, dort wären wir am Dienstag angekommen. Somit musste der Gasvorrat vier Tage halten. Bei diesen Temperaturen läuft die Heizung natürlich am Anschlag, wir hatten hier eine Innenraumtemperatur von 18 Grad eingestellt. Wir sind uns nicht einmal sicher, ob viel mehr überhaupt möglich gewesen wäre, da die Heizung so schon unter Vollast lief. Am Samstag vormittag haben wir die Gasflaschen kontrolliert und staunten nicht schlecht, eine der beiden Flaschen war leer 😳. Innerhalb eines Tages haben wir 11 Kilo Gas verbraucht, das geht doch gar nicht, war der erste Gedanke. Hier haben wir mal zwei Grafiken von der Truma Homepage kopiert und dort wird es deutlich, es kann sehr wohl sein.

Da die Heizung unter Volllast lief und wir von einem Verbrauch von 500g pro Stunde ausgehen, kommt man also mit einer 11 Kilo Flasche 22 Stunden. Natürlich habe wir nicht nur geheizt, sondern auch gekocht.

Nach dem ersten Schock hieß es also Gas sparen, den Händler am Dienstag konnten wir abschreiben. Mit etwas Glück haben wir es noch über den Sonntag geschafft und am Montag morgen waren tatsächlich beide Flaschen komplett leer. Wir haben uns auf den Weg zum nächsten Händler gemacht, der die Flaschen befüllen konnte, ein Umweg von über 100 Kilometern. Dabei hatten wir noch Glück im Unglück, die Flasche hätte auch schon am Sonntag mittag leer sein können. Was wir dann gemacht hätten? Der letzte Ausweg wäre gewesen den Wagen laufen zu lassen.

Geprägt von dieser Erfahrung und der damit verbunden Abhängigkeit möchten wir so schnell keine Gasheizung mehr haben. Bitte bedenkt, wir gehen hier immer vom Serienfahrzeug aus, es gibt natürlich Wege den Grand California so umzubauen, dass man die Gasflaschen an einer Tankstelle selber befüllen kann. Das würde die Einschränkungen etwas minimieren. Wohingegen Diesel an jeder Tankstelle verfügbar ist. Hätten wir in Schweden schon eine Dieselheizung gehabt, wären wir einfach am Samstag tanken gefahren und hätten keinen Umweg fahren müssen oder uns Sorgen machen müssen, dass wir frieren.

Nicht alles was glänzt ist Gold!

Nun kann man an dieser Stelle sagen, okay, save, wir nehmen immer eine Dieselheizung, es gibt ja keine Nachteile. Das stimmt natürlich nicht, kein System ist perfekt. Hier mal eine kleine Übersicht der Pros und Cons aus unserer Sicht im Grand California.

Gasheizung

Pros

  • Serienmäßig, kein Aufpreis ab Werk
  • Verbrennung erfolgt fast rückstandslos
  • Niederiger Stromverbrauch
  • Weniger Gewicht (auf die Heizung an sich bezogen), insbesondere mit Alugas Flaschen –>

Cons

  • Gasflaschentausch bei Wind und Wetter
  • Keine Füllstandsübersicht ab Werk, ja hier gibt es Lösungen, aber nicht von VW
  • Kompliziertes Gasflaschensystem in Europa, was mit ständigem Stress verbunden ist. Faktisch jedes Land hat eigene Flaschen und Anschlüsse. Adapter sind nötig oder es muss eine Flasche vor Ort gekauft werden.

Dieselheizung

Pros

  • Unabhängigkeit bei der Treibstoffversorgung, Diesel wird aus dem Fahrzeugtank gezogen
  • Füllstandsübersicht ab Werk (Tankanzeige Grand California)
  • Elektrische Heizstäbe serienmäßig (Heizen über Landstrom)

Cons

  • Deutlich höhere Kosten
  • Mehr Gewicht (auf die Heizung bezogen, es wird durch den Wegfall der zwei großen Gasflaschen Gewicht gespart) — siehe hierzu https://grandcali.com/gasversorgung-bei-dieselheizung/
  • Rückstände durch nicht verbrannten Diesel, mit eventueller Schädigung der Heizung

Das sind ein paar Beispiele für Pros und Cons der beiden Systeme, je nach den eigenen Anforderungen können die persönlichen Punkte natürlich variieren. Für uns hat einfach der Punkt der Unabhängigkeit den Ausschlag gegeben. Diesel bekomme ich in jedem Land, in das ich mit dem Grand California fahren kann. Bei der Gas Versorgung werden entweder spezielle Adapter oder Flaschen benötigt und es muss immer eine Stelle gesucht werden an der Gas getankt oder aufgefüllt werden kann.

Einen Unteschied in der eigentlichen Heizleistung konnten wir nicht feststellen, auch eine Gruchs- oder Geräuschbelästung, die der Dieselheizung nachgesagt wird, können wir nicht bestätigen.

Wer viel im Winter unterwegs ist, für den ist die Dieselheizung definitiv die bessere Entscheidung. Wer allerdings hauptsächlich im Sommer unterwegs ist und die Heizung aus diesem Grund nicht so oft braucht, der ist mit der Gasheizung besser beraten.

Zum Abschluss möchten wir noch ein Thema aufgreifen. Es gibt einige Camper bzw. Mit-Califahrer, die auf die Standheizung im Fahrerhaus als Ersatz bzw. Zusatz zur Heizung im Wohnraum schwören. Hier werden oft Argumente gebracht wie z.B. der Gasvorrat hält viel länger, wenn die Standheizung vorne genutzt wird. Oder so hat man zwei unabhängige Systeme. Natürlich verbraucht die Gasheizung weniger Gas, wenn die Dieselstandheizung vorne warme Luft produziert. Eventuell reicht es sogar, nur die Standheizung vorne laufen zu lassen, um den Wohnbereich warm zu halten. Allerdings hat man kein warmes Wasser in diesem Fall und so richtig warm wird es hinten damit nicht. In unserem Fall hätten wir uns aber wahrscheinlich den Umweg zum Gas Händler gespart. Das halten wir für ein gutes Argument für die Standheizung im Fahrerhaus. Die Unabhängigkeit der System ehr nicht, wenn wirklich hinten die Heizung ausfällt, egal ob Diesel oder Gas, wäre für uns der Urlaub gelaufen. Wir nutzen das Bad und somit die Warmwasserversorgung jeden Tag in unserem Grand California.

Ja nun, lange Rede kurzer Sinn 😇

Wer hauptsächlich im Sommer unterwegs ist, der sollte die Gasheizung nehmen. Eventuell die elektrischen Heizstäbe dazu, so muss man nicht so oft die Gasflaschen tauschen. Wer aber häufig in kalten Regionen oder gar im Winter unterwegs ist, dem würden wir zu 100 Prozent, aus oben genannten Gründen, die Dieselheizung ans Herz legen. Spielt Geld und Gewicht keine Rolle, ist die Standheizung im Fahrerhaus ein super Add on, aber kein Muss.

Bitte bedenkt, es handelt sich hier, wie bereits erwähnt, um unsere Meinung und Erfahrungen mit beiden Heizungsmodellen im Grand California. Da dieses Thema wirklich heiß diskutiert ist, seht es als Erfahrungsbericht.

9 comments

  1. Klaus Frühwein sagt:

    Ich will mich einfach einmal für die stets sachliche und sehr umfängliche Information bedanken. Es macht wirklich Freude, die Artikel zu lesen. Grüße Klaus

    • Avatar-Foto Maddin sagt:

      Vielen Dank für das Lob, uns freut es sehr wenn es dir gefällt.

    • Peter Hahn sagt:

      dem kann ich nur zustimmen!
      Eines ist noch zu beachten:
      Die Gasheizung hat noch den großen Vorteil ihrer ‚Abgasentsorgung“.
      Wenn du eine Diesel-Heizung benutzt, musst du immer darauf achten, dass das Abgasrohr nicht in der Nähe von brennbaren Material ist. (Freihstehen).
      Das ist oft schwierig, wenn du in der freien Natur stehen möchtest!
      Liebe Grüße aus Werder
      Peter

      • Avatar-Foto Maddin sagt:

        Danke Peter 🙂

        Aber wie meinst du das mit den „Abgasen“ ? Der Kamin sitzt doch bei beiden Systemen an der gleichen Stelle und die Hitze ist beim verbrennen von Gas noch deutlich höher als bei Diesel.

        Hilf mir mal auf die Sprünge.

        Lieben Gruß

        Martin

  2. Elias sagt:

    Ich liebäugel ja sehr mit dem gc 600. Mein „Problem“ Sind ja die etwas geringe Zuladung (wie siehts da bei euch aus?) und eben die durchschnittliche wintertauglichkeit. Wie viel hat euch die Umrüstung gekostet und wo habt ihr sie machen lassen und habt ihr euren Abwasser Tank isoliert? lg

    • Avatar-Foto Maddin sagt:

      Unser Grand California ist auf 4.1 Tonnen aufgelastet, als 3.5 Tonnen ist der Wagen nicht wirklich brauchbar. Der Tank ist nicht isoliert und bleibt im Winter offen.

      Welche Umrüstung meinst du genau ?

      Lieben Gruß

  3. Klaus Frühwein sagt:

    Ich war die Tage bei meinem VW Händler, der hat mir nebenbei erklärt, dass Alu-Gasflaschen in GC nicht erlaubt sind. Kennt ihr das oder soll ich bei VW nochmal nachfragen? Danke Klaus

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