Carawater – Vom Grau- zum Frischwasser

Es ist Mai 2024, wir stehen rund 50 Kilometer über dem Polarkreis, irgendwo im Nirgendwo in Schweden. Das Wetter ist perfekt, die Sonne scheint jetzt fast 24 Stunden am Tag. Die Batterien entladen sich kaum noch, denn durch den ständigen Sonnenschein liefern die Solarpanels rund um die Uhr Energie. Vorher waren wir im kleinen Dorf Jokkmokk und haben reichlich Lebensmittel eingekauft, theoretisch könnten wir diesen Platz also ewig behalten.

Dachten wir…

Zwei Tage später war unser Grauwassertank voll. Denn wer grillt, muss abwaschen, die Zähne wollen auch geputzt werden und damit die ganze Seife nicht in der Natur landet, duschst du drinnen.

Also hieß es alles einräumen und zurück nach Jokkmokk, um auf dem örtlichen Campingplatz, dem Arctic Camp, übrigens wirklich sehr zu empfehlen, das Grauwasser zu entsorgen. Das Spielchen könnten wir jetzt also die nächsten Tage oder sogar Wochen wiederholen. Aber mal ehrlich, wer hat schon Lust, alle zwei Tage 100 Kilometer zu fahren, nur um sein Grauwasser loszuwerden. Wir jedenfalls nicht.

Wir haben ja schon oft erwähnt, dass wir ausschließlich das Badezimmer in unserem Cali nutzen. Toilette, Dusche und Co werden vollumfänglich verwendet und das ständig. Dementsprechend häufig fällt eine Ver- und Entsorgung an.

Was auf einem Stellplatz kein Problem ist, kann in Schweden schnell zur Herausforderung werden. Auf dem gleichen Roadtrip in der Nähe des Vildmarksvägen bei Dorotea war es mal wieder so weit, der Grauwassertank war voll. Die Suche nach einer Entsorgungsstation hat uns, ohne Übertreibung, zwei Stunden gekostet.

Silvie meinte während der Suche, es wäre doch total geil, wenn es ein System gäbe, das aus Grauwasser wieder Frischwasser macht. Ich erwiderte lachend, ja klar, da brauchst du halt eine Wasseraufbereitungsanlage wie in einem Morelo, dann ist das kein Problem.

Ihr ahnt, was jetzt kommt, oder? Angefixt von der Idee habe ich mich auf die Recherche begeben und bin bei Carawater fündig geworden. Dort gibt es ein System namens Autarx, das genau das können soll, einfach aus Grauwasser wieder Frischwasser machen.

Ich habe dann einfach mal ganz frech bei Carawater angefragt, ob sie uns für einen Test ein System zur Verfügung stellen würden. Ich habe ihnen genau die Geschichte erzählt, die ich hier einleitend geschrieben habe. Und was soll ich sagen, zu meiner Überraschung kam ein „Ja klar, das machen wir“.

Ein paar Emails hin und her und schließlich konnten wir im September 2024 auf dem Caravan Salon unser Autarx in Empfang nehmen. Leider hat sich der Einbau durch meine Operation bis Dezember hinausgezögert. Aber rechtzeitig vor unserem Wintertrip nach Schweden war das System eingebaut.

Wie funktioniert das Autarx System von Carawater?

Durch die Kombination von fünf aufeinander abgestimmten Filterstufen, die zunehmend feiner werden, wird das eingehende Wasser Schritt für Schritt aufbereitet, im Prinzip wie ein eigenes kleines Wasserwerk für unterwegs.

Den Anfang macht ein externer 5 Zoll Sedimentfilter, der grobe Verunreinigungen zurückhält. Dank des transparenten Gehäuses lässt sich der Verschmutzungsgrad leicht erkennen, sodass der Filtereinsatz bei Bedarf gereinigt oder ausgetauscht werden kann.

Danach übernimmt ein Aktivkohleblockfilter die nächste Filtrationsstufe. Hier wird bereits eine sehr hohe Filtrationsrate erreicht. Rund 99 Prozent aller freien Chlorteilchen, chlorbasierte Lösungsmittel und aromatische Kohlenwasserstoffe werden entfernt. Ebenso filtert das System etwa 85 Prozent der chlorbasierten Pestizide sowie weitere Schadstoffe wie Phenol, Benzen und andere organische Verbindungen mit einer Größe von mehr als 5 Mikrometer heraus.

Das Herzstück des Systems ist eine leistungsstarke Membran mit einer Filterporengröße von nur 0,0001 Mikrometer. Alles, was größer als ein Wassermolekül ist, wird zurückgehalten und in das Abwasser geleitet. Diese spezielle Niederdruckmembran trennt das eingehende Wasser in Abwasser und Reinwasser. Bevor das gefilterte Wasser in den Frischwassertank fließt, passiert es zur Sicherheit einen weiteren Aktivkohleblockfilter.

Um die mikrobiologische Sicherheit zu maximieren, kommt zusätzlich eine Hohlfasermembran zum Einsatz. Eine UV-C LED sorgt als zusätzliche Keimsperre für zuverlässige Desinfektion. Ein im Lieferumfang enthaltener Durchflussmesser zeigt die aufbereitete Wassermenge an und erinnert rechtzeitig an die Spülung oder den Filterwechsel. Die Systemspülung erfolgt über einen serienmäßig verbauten externen Anschluss, der mit gängigen Gardena-Systemen kompatibel ist. Dadurch kann das System bequem mit Leitungswasser durchgespült werden.

Je nach Modell ist ein Filterwechsel nach 6.000 bis 10.000 Litern erforderlich.

Okay funktioniert das wirklich?

Das klingt alles wirklich total super, was Carawater verspricht, aber die entscheidende Frage ist doch: Kommt da wirklich sauberes Wasser raus?

Genau dieser Frage sind wir nachgegangen, noch bevor wir das System eingebaut haben.

In unserem Versuchsaufbau haben wir Grauwasser durch die Anlage aufbereiten lassen und die Wasserprobe anschließend zur Analyse in ein Labor geschickt.

Grauwasser Analyse

Anfangs haben wir also erst einmal das Grauwasser „abgezapft“, um es separat analysieren zu lassen.

Was auf den Bildern schon wirklich übel aussieht, hat in Wirklichkeit noch viel schlimmer gerochen. Beim Grauwasser handelt es sich nur um das Abwasser eines Wochenendtrips. Es war gerade mal von Freitag bis Sonntag im Tank und hat trotzdem fürchterlich gestunken.

Die Analyse hat die Nase bestätigt, dass Wasser war natürlich nicht mehr zu gebrauchen.

Ein kurzer Einschub: Auf das Thema Grauwasser und dessen Entsorgung gehen wir in einem eigenen Beitrag noch einmal ausführlicher ein. Dieser Test hat uns nämlich selbst noch einmal die Augen geöffnet, wie schädlich Grauwasser tatsächlich ist.

Frischwasser Analyse

Diese „Brühe“ haben wir also durch das Carawater System geschickt. Hinten raus kam, zumindest auf den ersten Blick und wie im Video zu sehen, „sauberes“ Wasser. Auch dieses Wasser haben wir im Labor prüfen lassen und das Ergebnis seht ihr hier:

Die Werbung von Carawater hat also in diesem Fall Recht behalten. Das Wasser welches aus der Anlage kommt ist absolut bedenkenlos trinkbar, auch wenn wir das ohnehin nicht tun. Wir erhalten also aus Grauwasser wieder Frischwasser. 

Der Einbau im Grand California

Lasst uns direkt mit Realtalk starten. Der Einbau des Systems in den Grand California war eine 🐷 Arbeit. Die Leitungen müssen vom Frischwasser- und Abwassertank jeweils zum Carawater System verlegt werden.

Insgesamt werden zwei Leitungen vom Autarx zum Abwassertank benötigt und eine Leitung in den Frischwassertank.

Eine Leitung saugt das Grauwasser durch die Filter in die Anlage an, dort wird es aufbereitet. Das frische Wasser fließt über eine weitere Leitung direkt in den Frischwassertank des Grand California.

Da in einem Durchgang immer nur rund fünfzig Prozent des angesaugten Wassers gefiltert werden können, muss das übrige Abwasser wieder zurück in den Grauwassertank. Dafür wird die zweite Leitung benötigt.

Wir haben uns dazu entschieden, das Carawater System direkt über dem Frischwassertank zu installieren. Als Unterbau haben wir dafür eine Tafel Tuning Stauraumerweiterung genutzt.

Kennt ihr den Unterschied zwischen Theorie und Praxis?

Nachdem wir das System in Betrieb genommen hatten, ging es für uns am zweiten Weihnachtsfeiertag in den hohen Norden, drei Wochen Schweden und Norwegen im tiefsten Winter standen an.

Der Plan: Wir starten mit vollem Wassertank und brauchen dank des CaraWater Systems keine einzige Versorgungsstation anfahren.

Und genau so hat es funktioniert. Trotz Temperaturen bis zu –30 Grad konnten wir das System durchgehend und ohne Einschränkungen nutzen. Bevor die Frage kommt: Unser Abwassertank ist isoliert und beheizt 😅, ohne das wäre eine Nutzung natürlich nicht möglich gewesen.

Wir mussten den gesamten Urlaub über kein einziges Mal Wasser auffüllen oder ablassen. Insgesamt haben wir den Abwassertank zehnmal komplett filtern lassen und dabei aus knapp 900 Litern Abwasser wieder Frischwasser gewonnen.

Zurück zuhause musste das konzentrierte Abwasser abgelassen und die Anlage gespült werden, das war’s.

Dachten wir …

Etwa vier Wochen später sind wir nochmal spontan mit einer Freundin nach Schweden gefahren, wieder mit dem gleichen Plan zur Wasserversorgung. Auch diesmal schien zunächst alles gut zu laufen und die Anlage funktionierte wie gewohnt. Allerdings bemerkten wir bei der Nutzung der Wasserhähne einen merkwürdigen Geruch. Der erste Verdacht war, dass es am stark konzentrierten Grauwasser liegen könnte.

Während des Urlaubs haben wir dem Ganzen aber keine große Bedeutung beigemessen und die Ursache mit dieser Erklärung zunächst abgehakt. Auch war der Geruch nach ein paar Tagen Benutzung wieder verschwunden.

Wieder zuhause haben wir das Wasser wie gewohnt abgelassen und die Anlage gespült.

Aber dieser Geruch wurde auf den nächsten kurzen Touren immer stärker und wir konnten uns das Ganze nicht erklären.

Bis ich mich schließlich dazu entschlossen habe, alle Filter aus der Anlage zu entnehmen und daran zu riechen …

Was ich dann gesehen und vor allem gerochen habe, war alles andere als schön. In der gesamten Anlage hatte sich ein Biofilm gebildet, ausgelöst durch das dauerhaft stehende Wasser im System.

Auf unsere Anfrage hin empfahl Carawater, die Anlage gründlich zu spülen, was wir, wie oben beschrieben, auch sehr gewissenhaft gemacht hatten. Leider versagt das System genau an diesem Punkt komplett, denn in den Filtern steht nach der Nutzung oder auch nach dem Spülen zwangsläufig immer Wasser. Die einzelnen Filter lassen sich zudem nicht ohne Weiteres öffnen, um sie zu trocknen.

De facto haben wir zwar aus Grauwasser wieder Frischwasser gemacht, allerdings ist dieses durch den entstandenen Biofilm verdorben. Das führte nicht nur zu einem üblen Geruch, sondern am Ende auch zu einem komplett verschmutzten Wassersystem.

Leider habe ich auf meine erneute Nachfrage bei CaraWater auch nach zwei Monaten keine Rückmeldung mehr erhalten, weder wie, noch ob man dieses Problem überhaupt in den Griff bekommen kann.

Auch wenn die Anlage auf unserem ersten Trip wirklich hervorragend funktioniert hat, haben wir uns aufgrund der Biofilmbildung inzwischen schweren Herzens dazu entschlossen, das System wieder auszubauen. Nach jedem Urlaub alle Filter gegen neue zu tauschen, was im Übrigen rund 300 Euro kosten würde, erscheint uns schlicht nicht praktikabel.

Ist man natürlich ohne Pause unterwegs und nutzt das System durchgehend, kann es eine echte Bereicherung sein und zur maximalen Autarkie beitragen. Für uns hat es leider nicht so funktioniert wie gedacht oder erhofft.

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